Tagesarchiv für den 1. März 2009

Von Freude und Enttäuschung

1. Mrz. 2009 · 8.080 mal gelesen | 3 Kommentare »

Ist schon erstaunlich, wie nah Freude und Enttäuschung zusammen liegen.

Habt ihr euch eigentlich schon irgendwann mal gefragt, wie sich wohl Richard Trevithick 1803 gefühlt hat, kurz nachdem er die erste Lokomotive gebaut hatte? Das muss doch der absolute Hammer gewesen sein: da muss die Menschheit mehrere hunderttausend Jahre lang ohne Lokomotive auskommen und dann -versetzt euch mal in die Lage von Richard Trevithick- erfindet ihr urplötzlich die Lokomotive – plopp! Nur wegen Richard Trevithick ist die fast unendlich lange lokomotivenlose Zeit für die ganze Menschheit vorbei. Natürlich ist nicht für jeden einzelnen Menschen die lokomotivenlose Zeit vorbei -es hat ja nicht jeder eine eigene Lokomotive- aber für die Menschheit insgesamt ist sie vorbei. Stellt euch mal vor, wie sich Richard Trevithick da gefreut haben muss!

Und die Menschheit erst: endlich gab es Lokomotiven, endlich hatte man eine Verwendung für all die Bahnhöfe, die seither nutzlos herumstanden und den Platz in den Städten wegnahmen, und endlich bekamen all die bisher arbeitslosen Lokomotivführer einen Job. Doch nicht nur diese Folgen hatte Richard Trevithicks  Erfindung, die Auswirkungen waren viel lokomotiefergehend: zahlreiche neue Zweige der Wissenschaft, des Handwerks, und der Kunst entwickelten sich aus der Erfindung von Richard Trevithick. Was verdanken wir ihm nicht alles: das Lokomotiefseetauchen, die Entdeckung der Lokomotiefdruckgebiete, den Lokomoteafortwo, die Lokomotiefenpsychologie, den Schmuck von Lokomotiffany, ganz zu schweigen von der Lokomotiefkühltruhe. Was glaubt Ihr, wie gigantisch gut sich Richard Trevithick da wohl gefühlt hat?

Und jetzt kommt die Versetz-Aufgabe Nr. 2: Versetzt euch mal in Richard Trevithick, als er erfahren hat, dass seine Erfindung »Lokomotive« heißen soll. So viele andere wichtige Erfinder durften ihren Namen in ihren Erfindungen verewigen, wie z.B. Nikolaus Otto (Ottomotor), Robert Bunsen (Bunsenbrenner), Wilhelm Röntgen (Röntgenstrahlen) und James Watt (Wattestäbchen). Andere konnten wenigstens ihre Initialen verewigen, wie z.B. Hans Riegel (Haribo), Winston Churchill (Toilette mit Wasserspülung) und Balthasar Haberdung (Unterwäsche). Nur ausgerechnet Richard Trevithick bekam keine Möglichkeit, seinen Namen in Verbindung mit seiner Erfindung unsterblich zu machen.

Egal wie tief ihr euch in die Lage des bedauerlichen Richard Trevithick (den bis heute kein Schwein kennt) versetzt habt – es kann jetzt nur ein Fazit geben: die Welt ist ungerecht!!!

Nachtrag: Allen Spekulationen, dass zur Entstehung dieser Sinnlosigkeit der sonntag-mittägliche Genuß alkoholhaltiger Getränke beigetragen habe, muss ich eine Absage erteilen. Auch wenn das ‚hicks‘ im 3. Absatz darauf schließen lässt – ich habe nichts getrunken. Ich kann auch nüchtern so’n Scheiß schreiben!