Archiv für "Glaube"
Das kleine Bächlein
6. Juni. 2005 · 3.266 mal gelesen | Kommentar schreiben »
Traurig plätscherte das kleine Bächlein den Hang hinab. Es machte sich Gedanken über sich selbst: „Wer bin ich denn? Ich bin doch nur ein kleines, unauffälliges Bächlein. Ich hab nicht viel Wasser, ich bin völlig unbekannt, ich hab noch nicht mal einen Namen!“
Es träumte davon auch mal etwas ganz besonderes zu sein: „Ach könnte ich doch auch so viel Wasser haben wie der große Fluss, der sich bis tief unten ins Tal gegraben hat. Der hat es zu etwas gebracht! Der hat etwas erreicht!
Oder wenn ich doch wenigstens ein rechter Wasserfall wäre. Bei dem Wassserfall da drüben halten die Leute an und schauen ehrfurchtsvoll nach oben oder fotografieren ihn. Der Wassserfall, der hat ja auch ordentlich was drauf, der rauscht was das Zeug hält. Und ich, ich bring nichts weiter zustande, als nur leise zu plätschern.
Was kann ich überhaupt, was bin ich schon wert?“
Das kleine Bächlein plätscherte noch immer traurig den Hang hinab. Es war dem Verzweifeln nahe.
Doch als der durstige Radfahrer seine Trinkflaschen auffüllen wollte, da ging er nicht zum großen Fluß hinb ins Tal und auch nicht zum rauschenden Wasserfall. Der durstige Radfahrer füllte seine Flaschen an dem kleinen Bächlein, das noch nicht mal einen Namen hatte.
Und irgendwie schien das kleine Bächlein schon gar nicht mehr so traurig zu sein…
Radfahren ist ein Mannschaftssport
3. Juni. 2005 · 2.963 mal gelesen | Kommentar schreiben »
Radfahren ist ein Mannschaftssport.
Ohne die Mannschaft läuft gar nichts.
Klar muss jeder ganz alleine in die Pedale treten und ganz alleine lenken.
Klar muss jeder ganz alleine fahren und ins Ziel kommen.
Klar schaut jeder nur auf die Stars, die jubelnd durch das Ziel fahren.
Klar kennt jeder Ullrich oder Armstrong und keiner kennt Klier oder Hincapie.
Und trotzdem ist Radfahren ein Mannschaftssport.
Ohne ihre Mannschaft hätten Ullrich oder Armstrong keine Chance und würden wahrscheinlich nicht einmal die Ziellinie erreichen.
In der Radfahr-Mannschaft hat jeder Fahrer andere Fähigkeiten und Schwächen:
Der eine ist ein starker Sprinter und kann im Endspurt schneller als die anderen treten.
Der eine ist ein starker Bergfahrer und wartet nur drauf, dass es richtig steil wird.
Andere sind dafür zuständig, dass die Kameraden im Windschatten Kräfte schonen können.
Wieder andere transportieren Getränke und Essen zu ihren Kameraden.
In der Radfahr-Mannschaft hat jeder Fahrer seine Aufgabe. Und die muss er erfüllen, nicht mehr.
Jeder in der Radfahr-Mannschaft weiß, dass nur die ganze Mannschaft gewinnen kann.
Keiner in der Mannschaft sagt, dass er etwas besseres ist als ein anderer, weil er weiß, dass er ohne den anderen nichts ist.
Paulus hat zwar nicht so arg viel Ahnung vom Radsport, aber er sagt dasselbe, nur mit anderen Worten:
(1. Korinther 12, 14-22)
14 Denn auch der Körper ist nicht ein Körperteil, sondern viele.
15 Wenn aber der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum bin ich nicht Teil des Körpers, sollte er deshalb nicht Teil des Körpers sein?
16 Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht Teil des Körpers, sollte es deshalb nicht Teil des Körpers sein ?
17 Wenn der ganze Körper Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch?
18 Nun aber hat Gott die Körperteile eingesetzt, ein jedes von ihnen im Körper, so wie er gewollt hat.
19 Wenn aber alle Körperteile ein Körperteil wären, was wäre der Körper?
20 Nun aber sind es viele Körperteile, aber der Körper ist einer.
21 Das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich brauche dich nicht; oder auch das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht.
22 Vielmehr sind die Körperteile des Körpers, die uns die schwächsten zu sein scheinen, die nötigsten.
(c) by Pumi
Schwer auf Draht
29. Mai. 2005 · 3.521 mal gelesen | Kommentar schreiben »
Schwer auf Draht
Bei Thomas Alva Edison in der Werkstatt war wieder mal eine riesige Aufregung. Alle riefen chaotisch durcheinander, alle waren aufgedreht und gespannt, wer wohl diesmal gebraucht werden sollte.
„Der Meister braucht einen Draht!“, hörte man irgendjemand rufen.
Bei den Schrauben, den Klemmen und den Muffen kehrte enttäuschte Ruhe ein. Aber dafür wurde es bei den Drähten noch viel unruhiger.
„Wow, stellt euch vor, er erfindet sicher wieder so etwas wichtiges wie beim letzten Mal. Wisst ihr noch: der Blitzableiter!“ – „Das wär ja was, wenn es wieder so ein Renner wird. Und er braucht einen von uns dafür…!“ – „Ach ich bin ja so aufgeregt!“
Alle waren aufgeregt und gespannt, was wohl passieren würde. Alle hofften darauf, dass sie gebraucht würden. Jeder wollte vorne mit dabei sein.
Nur ein kleiner, sehr dünner Draht hatte sich schon wieder abgewandt: „Ach was soll’s? Mich kann der Meister bestimmt nicht gebrauchen! Warum sollte er gerade mich brauchen?
Er braucht sicher einen Draht, der so gut leitet, wie damals, als er das Mikrofon erfunden hat. Also ich bin kein guter Leiter, da gibt’s sicher bessere.
Vielleicht sucht der Meister für seine nächste Erfindung einen Golddraht. Inzwischen ist er schon so bekannt, da muss man was für’s Prestige tun, was herzeigen. Ich bin da bestimmt nicht der Richtige.
Wahrscheinlich braucht er wieder einen langen dicken Draht, wie beim letzten Mal, als er den Blitzableiter erfunden hat. Was will er da mit mir? Ich bin zu klein und viel zu dünn. Ich bin ja grad mal halb so dick, wie ein menschliches Haar…!“
Die Enttäuschung in der Stimme des kleinen, dünnen Drahtes war deutlich zu hören.
Als Edison dann endlich in die Werkstatt kam, nahm er sich den großen, dicken Draht und auch ausgerechnet unseren kleinen, dünnen Draht mit. Er baute den ersten Draht in seine Erfindung ein und schloß sie an eine Stromquelle an, aber es passierte nichts – garnichts.
Dann baute er den kleinen Draht ein und schloß ihn an – und in der ganzen Werkstatt wurde es hell vom Schein der Glühbirne, in der der kleine dünne Draht glühte.
„Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
(2. Korinther 12,9)
(c) by Pumi