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Gott ist gut

11. Nov. 2007 · 6.076 mal gelesen | 1 Kommentar »

„Du erzählst immer von deinem Gott, aber das muss ja ein echter Versager sein, so schlecht wie´s hier auf der Erde abgeht. Also ich kann nicht an den glauben, wenn der wirklich all den ganzen Schrott zuläßt!“

So oder so ähnlich wurde mein Glaube schon öfter hinterfragt. Als Antwort darauf habe ich diesen „Vortrag“; geschrieben. Er ist am Besten in Politiker- oder Staubsaugervertreter-Manier zu halten…

Gott ist gut

Gott ist gut, das behaupte ich jetzt einfach mal so. Beweisen kann ich es nicht. Wer nicht glaubt, dass Gott gut ist, der kann von mir auch nicht überzeugt werden. Ich behaupte trotzdem -quasi als Arbeitshypothese- »Gott ist gut !!!«.

Wenn Englisch unsere Muttersprache wäre, würde uns ständig die enge sprachliche Verwandtschaft ins Auge springen. Zwischen »god« und »good« ist kein großer Unterschied. Wer englisch spricht, hat es immer vor Augen: »God is good« – Gott ist gut.

Ich will es ja nicht übertreiben. Lord ist extra. Fairy, Vizir und Always sind ultra. Tetra pak ist einfach clever. Persil pearls sind mega. Warsteiner ist das einzig wahre. Aber Gott ist bloß »gut«. Es wirkt in der Werbung unglaubhaft, wenn die Artikel, für die geworben wird, immer noch besser werden. Wenn jedes Jahr eine neue Steigerung erfunden wird, dann merkt doch irgendwann jeder, dass das vorher doch nicht ganz so »extra« oder »ultra« gewesen sein kann. Wenn es im kommenden Jahr noch mehr »mega« oder »supra« werden kann, dann kann es doch jetzt noch nicht recht in Ordnung sein. Es wäre wohl nicht gerade die beste Werbung für Gott, wenn er vor 2 Jahren noch Gott extra und letztes Jahr schon Gott ultra gewesen wäre. Dieses Jahr müsste er dann Mega-Gott sein, damit er nächstes Jahr Gott supra sein kann. Irgendwann hätte dann sogar Gott so seine Schwierigkeiten, wieder und wieder einen drauf zusetzen, um noch besser zu sein. Da bleibt Gott doch lieber einfach aber beständig nur »gut«. Damit wirkt er doch um viele Klassen glaubwürdiger als Persil, Always oder Ariel.

Und genau das will Gott sein: »glaub-würdig«. Wenn wir glauben, würde er sich freuen. Er zwingt uns nicht, an ihn zu glauben. Gott ist nur so gut und wartet. »Sei so gut und warte jetzt!«, habe ich immer gehört, wenn ich mal gefragt habe, ob Gott denn tatsächlich der »liebe Gott« ist, der gute Gott. »Sei so gut und warte«, damit wollte man mich auf später, auf irgendwann, auf niemals vertrösten. Das habe ich nicht gemeint, als ich gesagt habe, dass Gott so gut ist und wartet. Gott will uns nicht auf später vertrösten, will uns nicht warten lassen. Er ist selbst so gut und wartet. Er wartet auf uns. Er wartet so lange, bis wir begriffen haben, dass er gut ist.

Wenn ich sage »Gott ist gut«, höre ich schon die Einwände, noch bevor irgendwer den Mund aufmacht. Die Frage ist ja auch verständlich: Gott hat die Welt gemacht. Und er hat zum Schluss gesagt, sie sei sehr gut. Aber was soll daran denn gut sein? Hochwasser, Hurrikane, Hass, Hunger, Hoffnungslosigkeit, HIV, Holocaust – und das war nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Buchstaben H. Die Aufzählung könnte man beliebig verlängern.

Gott hat die Welt gemacht. Aber was soll denn daran gut sein. Was soll denn daran gut sein, wenn Häuser brennen, nur weil Fremde drin wohnen? Was soll denn daran gut sein, wenn man Gräber findet, in denen Tausende von Menschen verbuddelt worden sind, nachdem man sie ohne Grund getötet hat? Was soll denn daran gut sein, wenn ein 17-jähriges, liebes, nettes Mädchen von der Straße aufgelesen wird, die gesoffen und gekifft und geschnupft und gespritzt hat, weil sie geglaubt hat, sie könne so vergessen, dass ihr eigener Vater sie vergewaltigt hat? Was soll denn daran gut sein? Unsere Welt ist doch ein einziger großer Misthaufen. Was soll denn daran gut sein? Warum macht Gott das, er ist doch angeblich gut?

Die Frage ist verständlich. Und es ist auch äußerst schwer, darauf Antworten zu finden. Patentrezepte gibt’s da nicht. Aber eines habe ich mit Absicht ganz deutlich gesagt: »Unsere Welt ist ein Misthaufen«. Es ist unsere Welt. Wir Menschen sind die Ursache dafür, dass sie so schlecht ist. Wir machen uns doch unsere Kriege, unsere Verbrechen, unser Hochwasser und sogar unser Ozonloch selber. Wir haben die Welt doch selbst schlecht gemacht. Gott kann nichts dafür. Natürlich, wenn er schon nichts dafür kann, dann könnte er wenigstens was dagegen tun. Immerhin ist Gott ja gut. Da könnte er ja danach schauen, dass die Menschen auch gut sind.

Als Gott die Menschen erfunden hat, da wollte er selbständige Menschen, keine Marionetten, keine Roboter. Gott hat den Menschen die Freiheit gelassen, zu tun was sie möchten. Er ist so gut, dass er uns Menschen machen läßt, was wir wollen. Und das ist gut.

Mir hat mein Vater das Fahrradfahren gelernt. Zuerst hat er mich auf das Rad gesetzt und mir alles erklärt. Dann bin ich losgefahren und er ist hinterher gelaufen und hat das Rad gehalten, damit ich nicht umkippen konnte. Mein Vater hat das gut gemacht: solange er mich gehalten hat, bin ich nie umgekippt. Aber es wäre doch nicht so ganz richtig, wenn mein Vater immer noch bei jeder Radtour hinter mir herlaufen und das Rad festhalten würde, damit ich nicht umkippe. Irgendwann müsste ich sagen: »Sei so gut, lass mich los«. Irgendwann hat mich mein Vater losgelassen. Irgendwann bin ich alleine gefahren, ohne Hilfe. Natürlich bin ich inzwischen auch oft auf die Nase gefallen. Aber ich wäre nicht ein einziges Mal auch nur auf die Idee gekommen zu sagen, dass mein Vater daran schuld sei, weil er mich ja nicht gehalten hat. Im Gegenteil, ich bin ihm dankbar, dass er mich alleine fahren läßt. Wenn ich hinfalle, bin ich selbst schuld, weil ich einen Randstein nicht gesehen habe oder weil ich zu leichtsinnig, zu schnell gefahren bin.

Genauso ist es bei Gott: irgendwann hat er uns losgelassen. Und das ist gut. Wir können es Gott nicht in die Schuhe schieben, dass die Welt so schlecht ist. Wir sind es, die die Welt schlecht machen. Gott ist gut. Er bietet uns Möglichkeiten, wie die Welt auch wieder gut werden kann. Gott ist gut.

Trotzdem gibt es doch immer Leute, die sich sicher sind, dass er nicht gut ist. Der Philosoph Nietzsche hat sich auch gedacht, wenn wir von Gott nichts sehen, dann ist er auch nicht da. Er ist sogar so weit gegangen, dass er den Satz »Gott ist gut« umgeändert hat in »Gott ist tot«. Aber Gott ist gut: Gott hat sich gesagt: »Lass mal gut sein«. Gott war so gut und hat gewartet. (Am Anfang habe ich schon gesagt, dass er das ganz gern macht). Inzwischen steht es an den Toilettenwänden: »Nietzsche: ‚Gott ist tot!’«. Aber irgendeiner hat darunter geschrieben: »Gott: ‚Nietzsche ist tot!’«. Nur wenige kennen heute Nietzsche aber Gott ist bekannt. Und Gott ist gut.

Hier möchte ich noch mal einen Ausflug in die englische Sprache machen: »God is dead«, steht da an den Klo-Wänden, Gott ist tot! Aber irgendeiner hat einfach nur das »e« ausgestrichen. »God is dad« – »Gott ist Papa«, kann jetzt jeder lesen, den es interessiert. Wenn Gott nicht gut wäre, würde ganz sicher keiner »Papa« zu ihm sagen. Man kann ja auch »Allmächtiger König und Herrscher, Richter der Erde« sagen, es muss ja nicht »Vater, Papa« sein. Aber das »Vater, Papa« drückt aus: »Gott ist gut !!!«.

Gott ist so gut und wartet – er wartet auf uns. Er wartet so lange, bis wir kapieren, dass er gut ist. Trotz allem Mist in der Welt gibt es Möglichkeiten, zu erleben, dass Gott gut ist. Man kann Gott erleben. Man kann es nicht beweisen, aber man kann es spüren, dass Gott gut ist. Und gut ist fast noch untertrieben: Gott ist extra, ultra, mega und supra. Gott ist einfach clever. Gott ist der einzig Wahre.

(c) by Pumi – Unveränderte Weitergabe erlaubt unter Angabe der Quelle: www.pumi.net/45/gott-ist-gut/

Eine Reaktion zu “Gott ist gut”

  1. Miri schreibt:
    Am 28. Januar 2012 um 03:03 Uhr

    Lieber Pumi!
    Anno 2000 oder 99 (?) hast Du diesen genialen Vortrag im Camp gehalten, den ich bis heute nie vergessen habe!
    Mittlerweile hab ich wieder mal gemerkt wie klein die Welt ist, weil ich mit Deiner Cousine (wenn ich’s mir richtig gemerkt hab) Annette im Gospelchor singe und bei der Vorbereitung des Probenwochenendes unserer Jugend an Dich und supra, ultra und mega denken musste – und auch die virtuelle Welt ist klein: einmal bei google „Pumi Gott ist gut“ eingegeben –> zack, da bin ich 😉 wonderful 🙂
    Ich sende Dir ganz liebe Grüße und wünsch Dir ganz viel Segen.
    In dankbarer Erinnerung an die Freizeiten,
    Deine Miri (früher mal Schwenk, die Schwester von Tine Mühlhäuser) 😉

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